Liebe Eintragende im Kondolenzbuch und liebe GedenkkerzenanzünderInnen, ich möchte mich persönlich und auch im Namen meiner Geschwister für die zahlreichen Beiträge für unseren Vater Josef bedanken!
Jeder hier gutgemeinte Gedanke soll ihn auf dem Weg ins Licht begleiten.
Ich möchte mich auch für die grosszügigen Spenden im Zuge der Messe bedanken, wir haben mit Helga Urban vereinbart, dass sie einer ihr bekannten bedürftigen Familie zugute kommen.
Anbei meine Worte an ihn nach der Messe:
Lieber Papa, lieber Sepp
Du warst zeitlebens ein Suchender. Ein Wertesuchender.
Aber auch ein Mensch, der ein Leben lang nach Liebe und Anerkennung, nach Reputation und Wertschätzung gesucht hat.
Dein Weg der Wanderung begann in kargen und unruhigen Zeiten in einer grossen Familie. Du hast erzählt, dass deine Mama alle ihre Lebensenergien daran gesetzt hat, damit aus ihren Kindern einmal was werden sollte. Als fleissiger und enorm strebsamer Student der Lehrerbildungsanstalt hast du trotz deines legasthenischen Handycaps mit viel „Schweiss und Tränen“ einen ausgezeichneten Abschluss geschafft.
Deine Wanderung durch Hochs und Tiefs zeigt dich als Fragestellenden am Sinn des Lebens, galt es für dich doch zu begründen, was das Eigentliche hinter Religion und Kirche sei. Vieles verbarg sich deinem fragenden und kritischen Geist.
Dunkles und Schweres hätten viel Licht und Leichtes benötigt. Das wusstest du.
Oft schien der Weg zu steil, zu abschüssig und zu bedrohlich. Oder das Alltagsleben mit seinen vielen Herausforderungen raubten dir den Mut und die Zuversicht, als dass alles geschafft hätte werden können, was du dir als Heranwachsender und später als Familienvater so ersehnt und erträumt hast.
Papa, wenn ich so an dich denke, dann fallen mir die vielen Stunden ein, welche du mit uns Kindern gelernt hast. Gerade in deinem Lieblingsfach Mathematik hatten wir alle vier scheinbar einen blinden Fleck. Lernen war für dich selber immer eine Qual, ein notwendiges Übel, ein Mittel um etwas Höheres zu erreichen.
Das Lehren und das Lernen haben dich dein ganzes Leben lang beschäftigt. Du hast es sogar im gesetzten Alter noch geschafft, den Führerschein zu erwerben. Mit eurem kleinen Gefährt hast du dann mit Mama eure mittelbare Umwelt erkundet.
Oder du hast, obwohl du nach deinen eigenen Worten unseren Garten am liebsten zubetoniert hättest, Mama dort geholfen, anstatt vor deinem Computer zu sitzen und dich mit den wesentlichen Fragen des Lebens zu beschäftigen.
So warst du stets ein Getriebener. Jemand der sich grundlegend mit moralischen Fragen beschäftigt hat und gleichzeitig wusste, dass er seinen eigenen hohen moralischen Ansprüchen - welche du zweifelsohne hattest- nicht vollends gerecht werden konnte.
Dieser Zwiespalt berührt mich vom Herzen und ich wünsche dir, dass du nun befreit bist vom allem Zwang, aller Angst und allen Zweifeln. So hoffe ich, dass nun mit deinem Fortgehen, deine Suche zu Ende ist und du Erlösung gefunden hast.
Vater hat mich gebeten euch zu sagen, dass er in der Hoffnung gelebt hat, dass er nach dem Tod bei Gott ist.
Weiters hat er mich gebeten, euch zu sagen, dass er all jene um Verzeihung ersucht, welchen er Unrecht getan hat.
Abschliessen möchte ich diese Gedanken an Papa mit Hermann Hesse, der Siddhartha – auch einen Suchenden- folgendes erfahren lässt:
„Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute und Böse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens.“
Tom
Thomas Smetana am 13.11.2020